Elise legte die seidenen Rosen zur Seite. Soeben hatte sie sie fertig bekommen, nun verpackte sie sie in einen Karton, um sie später verkaufen zu können.

So, Schluß für heute! Obwohl erst Mittag war, musste Elise jetzt Schluß machen. Heute war ihr Geburtstag und sie war zur Feier auf das Schloß geladen worden.

Elise schaute von ihrem Arbeitstisch auf und hinter sich. Dort stand Katharina am Herd und bereitete das Mittagessen. Hirsebrei mit Kräutern und Salz. Hmmm .. Das war Katharinas und Markus' Lieblingsessen. Und in der Röhre ...


(Flo)

"Mama! Durst!"

Der zweijährige Markus war an seine Mutter getreten und machte sie auf seine Not aufmerksam.


(Flo)

"Moment mein Liebster, gleich gebe ich Dir etwas!"

Elise stand von ihrem Schemel auf und ging zum Wandbord, von dem sie einen Tonbecher nahm. Wasser stand am Herd im Krug und aus diesem schenkte sie etwas ein. Dann ging sie zu ihrem Sohn, hockte sich vor ihm nieder und reichte ihm, während sie ihm mit der Hand über die Wange fuhr, den Becher.

"Da mein Kleiner, trink! Echter Gänsewein!" sagte sie lächelnd.


(Flo)

"Esster Gänzewein!" sagte Markus glücklich und nahm seiner Mutter mit einem strahlenden Lächeln den Becher aus der Hand.

Er nippte daran, gab ihn zurück und meinte "Dande!"


(Flo)

"Bitte mein Lieber, bitte!" antwortete Elise, nahm den Becher und stand wieder auf. Lächelnd schaute sie dem Kleinen hinterher, wie er aus der Tür hinaus auf die Straße lief, um weiterzuspielen.

Sie ging zum Herd und schaute, was Katharina dort machte. Es roch gut und machte Hunger. Elise wusste, das sie sich auf ihre Siebenjährige verlassen konnte und das das, was sie dort kochte, gut schmecken würde.

"Das hast Du wunderbar Gemacht Kathi!" lobte sie ihre Tochter. "Ich weiß gar nicht, was ich ohne Dich machen würde!"


(Flo)

Dieses Lob freute Katharina. Sie kochte gern, half auch gern ihrer Mutter im Haus oder bei der Arbeit so weit sie konnte. Und in ihrem Kinderherzen hatte sie Sorge, was wohl werden würde, wenn sie zur Schule müsste. Eigentlich hätte sie schon gehen sollen, aber Mutter hatte mit den Lehrern gesprochen und die hatten ihr noch ein Jahr zu hause gegeben. Aber nach dem Sommer ... Wie sollte Mutter das nur schaffen? Blumen machen, das Haus? Charlotte war schon groß. Schon Fünf Jahre alt. Aber der kleine Markus?

"Mama? Darf ich nicht noch ein Jahr länger zu hause bleiben? Bis Charlotte so groß ist, dass sie kochen kann."


(Flo)

"Meine Große! Ich habe Dich sooooo lieb!" Elise umarmte ihre Tochter. "Du musst aber in die Schule. Lesen lernen und Schreiben. Und auch Rechnen. Dann kannst Du mit mir in die Stadt gehen und die Blumen verkaufen. Und später, wenn Du größer bist, sogar allein. Und all das wirst Du in der Schule lernen. Auch andere Dinge zu kochen und soooo viel mehr. Flöte spielen. Stricken. Schnitzen. So so viel. Ich freue mich darauf, dass Du bald in die Schule kommst. Und Charlotte und Markus werden immer größer. Es wird gehen. Sicher! Und jetzt schaue ich erst einmal nach dem Kuchen! Kannst Du die beiden Kleinen holen?"


(Flo)

Katharina nickte, legte den Kochlöffel zur Seite und lief hinaus.


(Flo)

Lächelnd sah Elise ihrer Großen nach. Dann nahm sie den Möhrenkuchen aus der Röhre und stellte ihn zum Abkühlen zur Seite. Vier Schüsseln vom Bord, vier Holzlöffel aus der Kiste, alles zusammen auf den Tisch. Vier Becher dazu und dann ein Brett, um den Topf darauf zu stellen.

Gerade als Elise den Topf zum Tisch bringen wollte, kamen plappernd ihre drei Kinder herein. Charlotte hielt einen Strauß von rotem Mohn und blauen Kornblumen in den Händen und reichte ihn ihrer Mutter.

Elise bedankte sich überschwänglich bei ihrer Fünfjährigen. Sie gab ihr einen kleinen Krug und bat sie, am Brunnen Wasser zu holen. Während die Kleine draußen war und sich die beiden anderen Kinder an den Tisch setzten, füllte Elise die Trinkbecher aus dem Wasserkrug.

Nachdem Charlotte den Krug zurück gebracht hatte, stellte Elise ihn mitten auf den Tisch und drapierte die Blumen hinein. Dann setzten auch sie und Charlotte sich.

Als alle saßen, reichten sie sich im Kreis die Hände und Elise fragte: "Wer?"


(Flo)

"Ich! Ich! Ich!" rief Charlotte. "Darf ich, ja?"

Nachdem ihre Mutter genickt hatte, setzte Charlotte ein feierliches Gesicht auf und sprach den Tischspruch:

"Erde, die uns dies gebracht,
Sonne, die es reif gemacht,
liebe Sonne, liebe Erde,
Euer nie vergessen werde!

Guten Appetit!"

(Flo)

Nachdem alle "Guten Appetit!" gesagt hatten, verteilte Elise Hirsebrei in den Schüsseln und mit nahezu unglaublicher Geschwindigkeit rühren sich die Löffel und ließen Haps für Haps des Breies verschwinden. Nur Markus war der, der wie immer beim Essen träumte und anscheinen jedes Korn einzeln betrachte.

Als Elise und ihre beiden Töchter fertig waren, holte Elise den Möhrenkuchen und ein Messer an den Tisch. Sie schnitt vier Stücken aus dem Kuchen heraus und legte jedem eines an den Platz. Markus, der sowieso schon das wenigste in seiner Schüssel gehabt hatte und auch jetzt noch mindestens zwei Drittel nicht gegessen hatte, legte den Löffel beiseite und griff sofort nach seinem Kuchenstück, in dass er herzhaft hineinbiss.

Elise lächelte über die Aktivität, die ihr Sohn so plötzlich entfalten konnte. Als sie ihren Kuchen gegessen hatte, sagte sie: "Ihr wisst doch, warum es heute diesen Kuchen gibt, oder?"


(Flo)

"Weil Du heute Geburtstag hast!"


(Flo)

"Und weil Du heute zur Prinzessin geladen bist!"

Charlotte strahlte über das ganze Gesicht.


(Flo)

"Was ist eine Pinsessin?"


(Flo)