Die Hütte der Hellboms
#16
#17
Ohne wirklich Widerstand zu leisten ließ sich Florabella von Michel in die Hütte der Familie ziehen und dort an den Eßtisch setzen.
Stine hatte recht gehabt. Von einem abgedeckten Korb auf dem blitzsauberen Tisch stieg der herrliche Duft frischer Hefebrötchen auf. Nachdem sich auch Emma, alle Hofdamen, Zofen, Sven und die Kinder an den Tisch gesetzt hatten, wurde es dort sehr sehr eng. Magdalena verteilte Becher, für Florabella und Emma zinnerne, für die anderen solche aus Holz, und füllte sie mit frischem Brunnenwasser. Dann nahm sie das Tuch vom Korb und reichte diesen herum, damit ein jeder am Tische sich ein Brötchen nehmen konnte. Es reichte genau. 10 Brötchen für zehn Leute. Ein halber Haps für jeden.
Flori war sich völlig bewusst, dass sie hier ein Festessen der Hellboms vertilgten. Und das es eine schlimme Beleidigung gewesen wäre, das Wenige, was sie zu geben hatten und gerne gaben, abzulehnen.
Nachdem Florabella ihr wirklich leckeres - wenn auch ohne Rosinen gebackenes - Brötchen gegessen und Michel gegenüber die Backkünste seiner großen Schwester gelobt hatte, wandt sie sich an Sven.
"Sven, ganz ehrlich ... wirklich ehrlich! Was verdienst Du im Monat?"
#18
Sven schaute betreten auf das Tischtuch. Klar, er war alles andere als reich. Aber es hatte doch verdammt nochmal immer dafür gereicht, dass alle meist genug zu essen hatten, Kleidung hatten, auch wenn sie nicht neu war und die Hütte instand und im Winter warm war. Nie hatte sich jemand aus seiner Familie beklagt, dass sie nicht genug hätten. Und nun? Was sollte er antworten?
"Naja," druckste Sven herum. "Naja .. so etwa .. vielleicht ... je nach dem .. ungefähr 20 Strauß im Monat. Mal mehr, mal weniger. Aber so übers Jahr gesehen. Es reicht."
Man, war es ihm peinlich, dass die Vizekönigin bei ihm am Tisch saß. Egal ob er sie nun Florabella nennen durfte oder nicht.
(Flo)
#19
Emma blieb fast der Bissen Brötchen im Halse stecken, als sie hörte, was Sven verdiente. 20 Strauß! Soviel kostete eines ihre Alltagskleider! Mindestens! So viel brauchte sie manchmal an einem einzigen Tag! Emma schaute zu Flori. So wie sie sie kannte, musste es in der jetzt kochen. Erstaunlicherweise schien Flori ganz ruhig. Aber Emma wusste, dass das täuschte. Und das Flori garantiert schon längst einen Plan hatte, den sie jetzt Schritt für Schritt verfolgte.
#20
Jetzt vorsichtig sein und die taktisch richtigen Worte finden! Florabella wusste ja von Michel, wie kompliziert die Situation in dessen Familie war.
"Du, Sven, sag mal ... ich glaube ja gerne, dass Magdalena und Du damit alles für Euch und die Kinder ermöglichen, was irgendwie geht. Aber .. naja .. wie soll ichs sagen ... Michel hat mir erzählt, dass Magdalena", Florabella lächelte Magdalena an, "jetzt ihre Mutter und die Beste Mutter ist, die man sich wünschen kann." Bei diese Worten schaute Magdalena errötend zu Boden.
"Aber sag mal Sven, nur mal angenommen, irgenwann lernst Du jemanden kennen, den Du magst. Oder Magdalena lernt einen Mann kennen, mit dem sie gern zusammen leben würde. Das ginge doch gar nicht, oder?"
#21
Oh diese vermaledeite blöde Kuh von fürstlicher Tusse! Wie Magdalena sie für diese Worte hasste. Wie sehr sie sie dafür hasste, dass sie so verdammtnochmal Recht hatte!
Magdalena traten die Tränen in die Augen. Um das vor den Anderen zu verbergen stand sie schnell auf, griff nach dem fast leeren Krug und lief hinaus.
(Flo)
#22
#23
"Tja, das wird dann wohl nichts." Sven schaute Florabella ernst an. "Mich trifft das nicht so. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder mit einer Frau zusammenleben kann. Aber für die Magda, für die ist's hart. Sie hat einen Liebsten, den Sebastian. Aber hierherkommen, das wird nichts. Wovon sollten die Beiden denn leben? Mit in den Wald zum Fällen gehen, das wird nichts. Weisst Du, im Wald ist es anders, als auf dem Feld. Was der Bauer sät, das erntet er auch. Ich ernte, was mein Vater oder mein Großvater gesät haben. Und was ich säe, werde ich nicht ernten, sondern die, die nach mir kommen. Vielleicht der Michel, vielleicht ein anderer. Jetzt zu viel aus dem Wald zu nehmen hiesse, die nach uns Kommenden ihres Brotes zu berauben. Das geht nicht! Der Basti kommt eigentlich aus Schnauderhain. Er hat sich schon bei der Schwarzbachmüllerin - ausgerechnet bei der! - als Knecht verdingt, um näher bei der Magdalena sein zu können, obwohl er eigentlich lieber Fuhrknecht mit einem eigenen Gespann sein wollte. Mit Ochsen kennt er sich besser aus, als mit Mehlsäcken. Aber so, ohne Brot, wird er wohl niemals mit der Magdalena zusammen kommen können. Sie sind darüber sehr, sehr unglücklich, die beiden."
(Flo)
#24
Florabella nickte schweigend. Dann sagte sie: "Ich wusste schon von Michel über Magdalena und Sebastian. Und wie sehr er ihnen helfen mochte, auch wenn er dafür eine Strafe erhalten hätte. Aber was Michel versucht hat, kann ich vielleicht zu Ende bringen. Und mir gefällt, was Du über den Wald gesagt hast.
Pass auf Sven, Du wirst morgen nicht in den Wald gehen! Komm zur Mittagsstunde an den Mühlenweiher. Du, Magdalena, Stine und natürlich unbedingt Michel!" Florabella lächelte Michel verschwörerisch zu. "Ich werde auch da sein und ich werde ein Mittagessen mitbringen. Und noch ein paar andere Kleinigkeiten.
Und jetzt, so sehr es mir bei Euch gefällt, sollten wir ans Aufbrechen denken! Ich muss heute Abend noch die Vizekönigin geben, obwohl ich viel lieber hier bei Euch bleiben würde und mir von Michel und Stine Eure Welt zeigen lassen möchte. Michel, komm morgen unbedingt mit, ja?"
An Sven gewand sagte Florabella: "Vielen, vielen Dank für Deine Gastfreundschaft!" und an Michel: "Und auch Dir vielen Dank für das, was ich von Dir lernen durfte und dafür, Deine Freundin sein zu können."
Michel verstand zwar kein Wort, aber er war ungeheuer stolz darauf.
Wenig später brachen die Kutschen in Richtung Schloß auf. Vorher hatte Florabella die zweite Kutsche jedoch mit einigen Aufträgen versehen und sie trennten sich kurz nach Verlassen der Hütte der Hellboms.
#25
Kurz nachdem er das Jagdschloß verlassen hatte, kam Sven bei seiner Hütte an. Die anderen waren anscheinend noch am Mühlenweiher oder auf dem Heimweg, denn außer ihm war niemand bei seinem Haus.
(Flo)
#26
Wenig später erreichten auch Magdalena, Sebastian, Michel und Stine die Hütte.
"Na Vater, was wollte die Vize denn von Dir?", fragte Magdalena neugierig, als sie in die Stube getreten waren.
(Flo)
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#30
Das, was Stine da alles am nächsten Morgen erfuhr, erfasste sie nur bedingt. Da sollte sie also mit dem Vater und dem Michel und der Lise in ein Schloss ziehen. Sicher hatten das die Elfen für sie irgendwo hin gezaubert. Dann war es so. Nur dass die Magdalena nicht mit durfte, das wollte Stine nicht. Nie! Nein!
(Flo)
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