Florabella reichte zuerst Johanna als dem Ehrengast und dann Georg die Hand und sprach sie lächelnd an: "Es freut mich, Sie beide heute hier begrüßen zu dürfen. Und das auch noch außerhalb der Bibliothek. Wie geht es ihren Kindern? Antonia und ... und ... Amadeus, ja?"

"Das freut mich, das freut mich. Vielleicht werde ich die Beiden ja auch bald kennenlernen."

Florabella nickte kurz und wand sich den nächsten Gästen zu. Bevor von Knugge etwas sagen konnte, hatte sie den Kerzenzieher aus Schnauderhain erkannt und sprach ihn an:

"Matthias Pagenkopf! Es ist schön, Dich hier begrüßen zu können." Florabella reichte ihm die Hand. "Heute werden einige Deiner Kerzen dafür sorgen, daß der Saal erstrahlt. Und Waldemar!" Florabella reichte auch ihm die Hand. "Schön, daß ihr Beide gekommen seit!"

Als nächstes ging Florabella auf die Ziegeleibesitzer zu.

"Herr und Frau Ziege! Wie schön, dass Sie beide ihre Tochter begleiten konnten!"

Gott war diese Ziege eine Ziege. Die würde garantiert noch in 100 Jahren allen erzählen, dass sie mal Flori die Hand geschüttelt hatte. Aber das konnte Emma getrost abhaken.

Etwas anderes machte ihr deutlich mehr Sorgen. Und das war die Vierte, die heute hier zu Gast war. Etwas schüchtern stand sie allein hinter all den Hofdamen. Und Emma war vollkommen klar, das dieses Mauerblümchen, welches anscheinend aber nur eine gut getarnte Lilie war, genau in Floris Beuteschema passte und sie heute Abend ganz genau aufpassen musste, dass sie nicht leer ausging. Immerhin musste sie mal wieder zugeben, dass Flori wenigstens Geschmack hatte. Also mit ihr: Ja! Aber nicht ohne sie!

Florabella lächelte Alma an. "Stimmt es, was Deine Mutter sagt? Dann wird es ja Zeit, dass Du endlich einmal hier bist!"

Während Alma bis unter die Haarspitzen errötete, wand sich Florabella dem letzten Gast des Abens zu.

"Madmoiselle Ehlert! Herzlich willkommen auf dem Schloß! Ich hoffe, die Fahrt hierher war angenehm und die Kinder sind wohlversorgt."

Florabella überlegte kurz.

"Die Nachbarn. Hmmm ... sind das die Brinkmers oder die Brinkmanns? Ich bringe das gerade nicht auf die Reihe."

Florabella nickte. "So etwas ist eine Gabe."

Dann richtete sie Ihre Worte an Alle. "Liebe Gäste, darf ich jetzt alle bitten, an der Tafel Platz zu nehmen. Matthias und Waldemar, ich bitte Euch, neben mir Platz zu nehmen. Knugge! Gebe er Maria Bescheid! Mal sehen, was sie heute für uns bereitet hat!"

Sicher, dass ihr alle folgen würden, nahm Florabella an der Stirnseite der Tafel Platz. Ihr zur rechten Matthias, links Waldemar. Neben diesen nahmen, immer wechselnd nach Rang und Alter, die Hofdamen- und -fräulein und die Gäste Platz. Florabella gegenüber am anderen Ende der Tafel saß Emma, flankiert von Michelle und Marieke.

Nachdem Robert aufgetragen hatte und Jutta und Stine die Gläser (nach Absprache mit deren Eltern auch das von Alma) mit einem Almacenista aus Bereniq gefüllt hatten, erhob Florabella das Glas auf die Gäste.

"Verehrte Gäste, liebe Mitglieder des Hofes, meine liebe Emmi, wie so oft habe ich heute die Ehre, die Geburtstagskinder des Landes hierher einzuladen und mit Euch einen, wie ich hoffe, angenehmen und fröhlichen Abend zu verbringen. Und in dieser Hoffnung erhebe ich mein Glas auf Euer aller Wohl!"

Florabella erhob ihr Glas und als alle es ihr gleich getan hatten, nippte sie daran.

"Und obwohl Krebse ja kühleres Wasser mögen, mag ich keine kühle Suppe. Guten Appetit!"

Mit diesen Worten senkte sie ihren Löffel in den Suppenteller. Als sie dies zweimal getan hatte, eröffnete sie das Tischgespräch, indem sie Matthias fragte: "Nun, Matthias, wie geht es Dir? Gießt Du Kerzen und wie ist die Wachsausbeute jetzt im Sommer? Sind die Beuten voll?"