Mieke saß in einem Sessel an einem der Fenster des Turmzimmers und schaute hinaus über die Felder, Wälder und Hügel. Hier und da blinkte das Wasser eines Sees zwischen all dem Grün hervor und spiegelte das Licht der Sonne, die über dem strahlendblauen Himmel stand und sich von den wenigen Wolkenstreifchen nicht beirren ließ.

Mieke war glücklich. Welch ein Weg war es, den sie vom Zeebergschen Holzbunker bis hierher zurücklegen musste. Was musste sie alles erdulden und wie schwer war es ihr gewesen, sich selbst neu zu schaffen. Jetzt war sie hier, in einer anderen Sphäre, an einem neuen Ort, bei wunderbaren Menschen. Sie hatte alles, was sie sich wünschen konnte. Selbst die Menschen hier schienen sie aufgenommen zu haben als eine der ihren. Und sie war, wie ein wirkliches Aschenbrödel, aus dem Dreck der Zeebergschen Abfallgruben aufgestiegen zur Verwalterin eines Schlosses.

Mieke kam sich vor wie im Märchen.

Es klopfte. Mieke fuhr aus ihren Träumen. Wer wollte etwas von ihr? Kurz war sie versucht, ihren Kopf durch das Holz der Tür zu stecken um nachzuschauen, liess es dann aber und rief einfach "ja bitte?"

"Friedrich Ehlert? Kenne ich den?"

"Und der sich hier noch nicht vorgestellt hat. Sag bitte dem Knecht, er möge in den kleinen Salon kommen."

Mieke verließ das Zimmer ebenfalls. Da sie aber den direkten Weg durch die Dielen des Fußbodens nahm, war sie schon im Salon, als Katharina gerade erst die Treppe betreten hatte.